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Es war irgendwann im Dezember 2005, als ich wieder einmal meinen Bruder besuchte. Vorher hatten wir überlegt einen Kumpel von ihm nach Namibia zu begleiten, aber die Interessen zum „Programm“ waren doch recht konträr. Was nun? Irgendwie kommen wir auf die Kanaren zu sprechen und insbesondere auf Gomera, die Insel, die mich schon seit geraumer Zeit reizt – schnell sind wir uns einig und beschliessen kurzer Hand so bald als möglich aufzubrechen. Ich finde im Internet in den nächsten Tagen noch einen halbwegs günstigen Flug für uns und so steht der Tour nichts mehr im Weg. Letzte Absprachen treffen wir noch zu meinem Geburtstag Ende Januar – dann ist es soweit. Am Wochenende vor dem 13. Februar, unserem Abflugtag, mache ich mich auf den Weg zu meinen Eltern – Vater hat sich bereit erklärt uns am Montagmorgen nach Tegel zum Flughafen zu fahren. Obwohl der Flug erst gegen halb zwölf geht, drängt er drauf schon am frühen Morgen zu fahren. Also heisst es zeitig aufstehen und gegen sieben ist dann auch schon Abfahrt. Es ist bitterkalt diesen Winter in Deutschland. Um nicht zuviel Gepäck mitzuschleppen, haben wir unsere wärmsten Sachen schon an. Erwartungsgemäss kommen wir um diese Zeit noch wirklich gut durch. Am Hauptterminal kurz angehalten, die Rucksäcke geschultert, von Vater verabschiedet und schon tauchen wir ins Getümmel des Flughafens ein. Allerdings haben wir jetzt noch alle Zeit der Welt und steuern erst einmal das Restaurant gegenüber der Anzeigetafel mit den Flügen in der Haupt halle an, um einen Cappu zu nehmen. Wir haben eh noch Zeit, doch irgendwann ist es endlich soweit und wir nehmen Kurs auf den Abfertigungsschalter. Nachdem die Rucksäcke irgendwohin auf dem Transportband verschwinden, durchlaufen wir mit unserem Handgepäck, dass nur aus je einem Beutel besteht, die Abfertigungskontrolle und landen in der Lounge. Wieder heisst es warten. Der Abflug verzögert sich noch etwas. Wir lesen Zeitung und wiederholt in den Reiseführern. Endlich kommt Bewegung in die Angelegenheit Noch einmal dauert es einige Minuten, bis wir unsere Sitzreihe erreichen Noch heisst es jedoch weiter warten, bis sich der Flieger füllt, bis auch die letzten Schwierigkeiten mit Gepäck und Sitzplätzen beseitigt sind, bis dann auch endlich der Flug freigegeben wird. Inzwischen wächst die Verzögerung auf rund eine halbe Stunde an. Egal – wir sind ja nicht zum Vergnügen im Flieger, sondern um halbwegs kostengünstig von A nach B zu kommen. Irgendwann über Spanien reisst die Wolkendecke auf. Schneebedeckte Gipfel einsamer Bergketten tauchen auf aus dem nur in Nuancen variierendem Braun der Hochebenen. Ich tippe auf die Gegend um Alicante, aber kann es nicht wirklich einordnen. Noch breitet sich das Festland unter uns aus, da erscheinen am Horizont die unendlichen, das Sonnenlicht reflektierenden, Wassermassen des Atlantischen Ozeans. Welch ein Anblick – welch eine Weite! Wir nähern uns unserem Ziel. Unmittelbar vor uns liegt die Inselgruppe der Kanaren, nordwestlich von Afrika und der Captain leitet den Landeanflug ein. Vor uns Teneriffa. Der stolze Vulkankegel des Teide erhebt sich schneebedeckt aus der braunen Ebene – die markante Erscheinung, einem König gleich – erhaben und gewaltig – ist er nicht ein König? König der Kanaren, König von Spanien, mit seinen 3718 Metern an Höhe von keinem Berg auf dem spanischen Festland zu übertreffen und schon deshalb eigentlich ein Ziel für mich. Kurz darauf ziehen wir eine Kurve, aus dem Kabinenfenster haben wir einen atemberaubenden Blick auf die Weite des Atlantik mit gischtenden Wellen und einem Blau, dass schon unwirklich scheint. Ein Hafen kommt in Sicht und immer näher, die Maschine fällt Meter um Meter und dann setzen wir butterweich auf – gelandet! Wir sind auf Teneriffa. Wir betreten spanischen Boden und folgen dem Tross zur Gepäckausgabe. Erst taucht mein Rucksack, wenig später der von Uwe auf. Ich schleppe beide zu dem von Uwe organisierten Gepäckwagen. Wir reissen oben ein Loch in die Säcke, um festzustellen, welcher Rucksack zu wem gehört und wo das Messer versteckt liegt. Ich öffne das Deckelfach und ziehe es heraus und beginne die Müllsäcke samt Paketbändern, sowie die Kabelbinder zu zerschneiden. Ein paar Meter von uns entfernt beäugt ein spanischer Polizist unser Treiben. Als wir unsere Rucksäcke schultern und losgehen wollen, stürmt der Polizist auf uns zu und bedeutet uns mitzukommen. Wir folgen ihm und nachdem er uns bedeutet hat zu warten, kehrt er kurz nachdem er in einem Gang verschwunden ist mit Verstärkung von drei Kollegen zurück – sind wir Schwerverbrecher? Ich werde aufgefordert das Messer herauszugeben und es wird wild diskutiert. Mühsam versuche ich mit Englisch die Angelegenheit zu bereinigen. Anscheinend hat man sich daran gestört, dass wir noch innerhalb des Flughafengebäudes unsere Rucksäcke von der Verpackung mit dem Messer befreit haben. Ich versuche ihnen klar zu machen, dass wir das Teil für den Urlaub benötigen und keineswegs die Absicht hatten gegen irgendeine Vorschrift zu verstossen. Unerklärlich bleibt mir trotz allem, warum Kollege Polizist nicht bereits eingeschritten ist, als ich das Messer rausgeholt habe, da hätte ja noch ein kurzer Hinweis genügt, um die Benutzung zu unterbinden, so es verboten ist. Wie auch immer – nach einiger Diskussion und hin und her und der „zehnten“ Entschuldigung lässt man uns ungeschoren ziehen. Mit etwa fünfzehnminütiger Verspätung trudelt der Bus ein und ohne jedwede Hast steigen die Leute aus und ein, verstauen ihr Gepäck in den dafür vorgesehenen Fächern im unteren Fahrzeugteil. Wir zahlen irgendwas um die 3 Euro für uns Beide. Unser Bus fährt direkt zum Hafen in Los Christianos. Wir klappern die Schalter ab, bemühen uns die Preis zu vergleichen und suchen nach einer baldigen Abfahrt. Wegen des stürmischen Wetters werden aus den planmässigen 30 Minuten Überfahrt doch eine gute Dreiviertelstunde. Die Südostküste Gomeras kommt in Sicht. Es wird am Pier angedockt und der Strom der Passagiere ergiesst sich in den Hafen. Mit dem notwendigsten präpariert, wir hatten auch noch Wasser gekauft, liefen wir Richtung Innenstadt, um irgendwo Abendbrot zu essen. Spontan entscheiden wir uns durch ein Haustor in einen Hinterhof einzutreten und landen im „El Cabino“ bei Donna Anna, einer Exilkubanerin, die typisch spanische Küche bietet. Statt des geplanten kurzen Abendessens wird es ungemein schnell Dunkel und als wir aufbrechen ist es stockfinster und gegen 21 Uhr.Wir übernachten am Steilhang oberhalb des Hafens von San Sebastian in einer der Höhlen.
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Von San Sebastian nach Playa de Santiago |
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Am nächsten Morgen brechen wir nach kurzem Frühstück auf und steigen den Hang weiter hinauf. Bald darauf nähern wir uns dem Playa de la Guancha. Vom Plateau hat man einen atemberaubenden Blick auf den tief unter uns liegenden schwarzsandigen Strand, der mit endlosem Geröll übersät ist. Ein weiss getünchtes schmuckloses Haus fällt uns landeinwärts auf, von dem ein schmaler, künstlich angelegter Weg über den Strand zum Meer führt. Nachdem wir gerastet haben, brechen wir nach einem kurzen Imbiss wieder auf und treten in den Barranco ein. Der mit Buschwerk bewachsene Schluchtboden ist mit mehreren Kanälen durchfurcht in denen teilweise Wasser fliesst. Wir stolpern über Geröll, überqueren das ein oder anderen Rinnsal und folgen vorerst dem Schluchtverlauf. rechts und links erheben sich steile, zerklüftete Lavawände, die vielerorts mit mehr oder weniger grossen Aushöhlungen durchsetzt sind. Einige grössere Höhlen knapp über dem Talgrund sind anscheinend bewohnt – man kann Stofffetzen und künstliche Anbauten erkennen. Vorbei an allgegenwärtigen Agaven und Kakteen steigen wir langsam zum Pass auf. Wieder queren wir am Fuss der Schlucht einen kleinen Bach und suchen nach dem gegenüberliegenden Aufstieg, der laut Karte recht heftig sein soll – der Fortalezza-Aufstieg. Mit etwas Mühe finden wir wenig später ein verrostetes Schild mit der Aufschrift Seima. Auf dem diesseitigen Weg von El Cabrito her passiert uns eine kleine Gruppe Wanderer und entschwindet den leicht ansteigenden Pfad in Richtung Seima. Wenig später brechen auch wir auf. Der Weg steigt nur noch leicht und deutlich weniger schwierig über einen Bergrücken an. Bald darauf erreichen wir die ersten verfallenen Häuser von Seima. Wir schauen uns in den Gebäuden kurz um, alles ist überwuchert und teilweise mit Schutt und Müll voll. Vor uns geht es weiter bergan in Richtung der Felsenhäuser. Wir biegen kurz hinter dem Gehöft links ab und folgen dem leicht auf und ab führenden Pfad in Richtung Casas de Contrera, einem weiteren verlassenen Flecken in dieser Gegend. Kurz vor dem Abzweig, öffnet sich ein weiter Blick in den Canãda de Sabina Redonda – ein weites Tal, zum Meer und der Playa de la Roja hin offen, steilen Hängen hoch zum Pfad, besonders unterhalb der Häuser von Seima, die rechts des Pfades den Hängen zu gebaut waren. Dann biegen wir an der Abzweigung links ab und folgen sanft absteigend dem Talbogen. Der Pfad quert ansteigend ein Geröllfeld. Nichts wirklich schwieriges, doch wir merken inzwischen die Höhenmeter in den Beinen. Wir sind Beide erschöpft und beschliessen baldmöglichst einen geeigneten Übernachtungsplatz zu suchen. Es geht auf 16 Uhr zu, als wir am diesseitigen Hang des Barranco del Guincho stehen und in der Ferne ein weissgetünchtes Haus mit einigen Palmen auf der Höhe des Hanges stehen sehen – noch bis dorthin und dann mal schauen. Wir stolpern den steinigen Pfad weiter, vor uns einige niedrige halb verfallene Stallungen aus losen Felsbrocken aufgeschichtet und mit einer teilweise zusammengefallenen Dachkonstruktion aus Agavenstengeln, Schindeln und Dachsteinen bedeckt. Dahinter ragen zwei, drei Palmen hoch auf und dann, als wir weiter gehen sehen wir nicht mehr nur den oberen Gebäudeteil, vor uns steht einige Meter höher ein herrschaftliches, noch alten Glanz ausstrahlendes zweistöckiges Herrenhaus. Das Dach wirkt noch recht solide, die angrenzenden Gebäude jedoch halb eingefallen. Leere dunkle Tür- und Fensteröffnungen starren uns an. Egal – wir beschliessen hier zu bleiben und uns, wenn möglich, einen passenden Schlafplatz im Haus zu suchen. Die Räume im Untergeschoss und dem Nebengebäude sind wenig einladend. Wieder im vorderen Raum im Obergeschoss rollen wir einige Fässer zur Seite, machen uns etwas Platz zum Ausbreiten von Isomatten und Schlafsäcken und fegen sogar mit einem rumliegenden Besenunterteil ein wenig Dreck von den rohen Dielen. Wir geniessen vorerst auf dem Balkon liegend noch die nachmittägliche Sonne und wechseln dann nach drinnen, als sich draussen wieder einmal Sonne zu Wolken. Das Meer und die Umrisse von Teneriffa, östlich von uns, nebst schneebedecktem Vulkankegel des Teide, verschwimmen im aufkommenden Regengrau, das sich wie ein Schleier feinsprühend über die Steinmauern und Vegetation legt, alles mit schwerelos scheinender Feuchtigkeit überzieht. Unser Entschluss hier zu übernachten steht damit unumstösslich fest. Wind kommt auf, rauscht in den Blättern der Palmen hinterm Haus, wo sich ein mannshohes Opuntienfeld ausbreitet und rüttelt an den kleinen Fensterläden, die die kleinen rechteckigen Öffnungen in der nordseitigen Wand, kurz unterm Dach verdecken. Auf einem der Fässer baue ich den Benzinkocher auf und wenig später köchelt im Topf eines unserer mitgeschleppten Fertiggerichte aus der Tüte. Heisshunger überkommt uns und wenig später haben wir die Packung vertilgt Ich setze noch Wasser für Tee an, der uns mit einem Schuss Rum verfeinert wärmt, denn es wird empfindlich kühl. Langsam kommt Dämmerung auf, es ist nach 18 Uhr, in etwa einer Stunde wir es wirklich dunkel werden und wir verziehen uns dann auch ziemlich zeitig und fertig in die Schlafsäcke. Der stürmische Wind nimmt während der Nacht zu, es schüttet ohne Unterlass und irgendwie ist es in diesem alten, seit Jahrhunderten stehenden Haus anheimelnd. Irgendwann werde ich wach, etwas tropft von oben, anscheinend ist das Dach doch nicht mehr ganz so dicht und ich schiebe einen alten Ölbehälter unter das Leck. Ein leises Tack, Tack, Tack begleitet mich wieder in den Schlaf, droben tobt der Sturm, peitscht Haus, Palmen und die nur zu erahnende See. Ein milder, sonniger Morgen weckt mich beizeiten. Ich lasse das Licht in mich einströmen, geniesse die klare Sicht hinüber nach Teneriffa und den weithin aufragenden, weiss-gleissenden Vulkankegel des Teide. Ein traumhafter Sonnenaufgang verzaubert Meer und Küste. Doch nun heisst es zusammen zu packen und dann stehen wir wieder mit unseren Rucksäcken auf dem Balkon, das eingekratzte Kreuz in der Wand vor uns gemahnt uns dem Alter des Hauses zu Gedenken, das uns Gastfreundschaft gewährte und immerhin schon seit 1777 hier steht, wie die Daten unterm Kreuz belegen, sofern ich das richtig interpretiert habe. Doch für uns heisst es Abschied nehmen, ein wenig wehmütig schon. Gegen halb zehn sind wir dann abmarschbereit und haben gefrühstückt. Vorerst laufen wir bergabwärts, überqueren einen Bergrücken und sehen in einer weiten Bucht Playa de Santiago vor uns liegen. Wir steigen in den Barranco de Chinuarime ab, dessen Wände steil abfallend uns wieder bis auf Meereshöhe führen werden. Kaum im Abstieg, trauen wir unseren Augen nicht, uns kommt auf dem steilen Pfad eine Gestalt entgegen, die uns an den Robinson aus der Guanchabucht nicht nur erinnert, sondern die es auch ist. Alex – seit etwa dreieinhalb Jahren auf der Insel in einer Felshöhle lebend, stammt ehemals aus Stuttgart, hat einige Jahre in alternativen Projekten in Berlin und Brandenburg zugebracht und ist letztendlich hier gelandet! Im Tal ein versickerndes Rinnsal, eine Bananenplantage mit den typischen kleinen aromatischen Früchten. Wir queren den Bach und laufen den Fahrweg entlang der Bananenplantage in Richtung Meer. Durch Buschwerk, Geröll und über immer wieder schmale Rinnsale nähern wir uns dem Meer und der Playa de Chinguarime. Hier, an diesem verblockten Strand, findet sich immer eine Szene ein. Trommeln tönen – nackte Frauen und Männer laufen umher – alles erinnert irgendwie an die Kommunen vergangener Jahrzehnte. Jede Höhle in der Steilwand ist bewohnt. Steil schmiegt sich sich der Pfad an der Steilküste hinauf. Noch ist es kein Problem, doch es wird zunehmend schwieriger. Der Übergang vom Playa de Chinguarime zum Playa del Medio bietet nicht nur atemberaubende Blicke auf’s Meer, sondern wir sind auch froh, die Klippe überwunden zu haben. Aber nach der Umrundung von Punta del Joradillo, auf einem äuserst schmalen Pfad oberhalb der Klippen, kann uns fast nichts mehr aufhalten. Noch zweimal müssen wir die vor uns liegenden Barrancos queren, dann endlich erreichen wir die Höhe von Tecina, laufen an der Hotelanlage entlang und die Strasse hinab nach Playa de Santiago. Am Ende der Serpentinen der Strasse ein kleiner Krämerladen. Wir holen Käse, Salami, Brot und eisgekühltes Bier. Wir schultern die Rucksäcke, verabschieden uns und wenden uns wieder der Strasse zu, die von hier aus zwischen Bananenplantagen direkt in den Ort führt, an den ersten Häusern eine Linksbiegung Richtung Küste nimmt, um dann parallel zu Strand und Promenade am kleinen Fischerhafen zu enden. Auf der Suche nach einem Nachtquartier in Form einer Höhle oder eines brauchbaren Platzes zum Zelten, durchstreifen wir die schmalen Gassen. Plötzlich sehen wir am Kap vor der Kaimauer eine passende Höhle. Mit einiger Mühe, wegen der schweren Rucksäcke und der teilweise breiten Spalten, gelingt es uns jedoch bis dorthin zu kommen. Vorerst verstecken wir die Rucksäcke im Höhleninnern und klettern wieder zurück zur Kaimauer. Wir nehmen kurze Zeit auf der baumbestandenen Promenade Platz, lassen uns kaltes Bier und einen kleinen Imbiss schmecken, geniessen die herabsinkende Nacht. Im Mondlicht und dem Schein der Stirnlampen balancieren wir spät wieder über die Betonblöcke zurück zur Höhle.
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Von Playa de Santiago ins Inselinnere |
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Sonnenstrahlen wecken mich, doch ich kann mich noch nicht wirklich aufraffen aus dem Schlafsack zu kriechen. Erst gegen acht setze ich Kaffeewasser an. Der Bezinkocher verrichtet lautstark seinen Dienst und weckt auch Uwe. Nachdem wir in aller Ruhe gefrühstückt und zusammengepackt haben, turnen wir wieder zurück zur Kaimauer. Wir verlassen den Ort in Richtung Norden. Taco kommt in Sicht und wenig später zweigt in El Cabezo die Strasse nach Guarimiar ab, was auch eine wunderschöne Alternativroute ist. Wir folgend jedoch dem Wanderweg 41 weiter nach Pastrana, einem kleinem Bergdorf. Der Pfad führt hier abwärts dem Bachbett zu. Weiter kommen wir hier nur von Stein zu Stein den gut Wasser führenden Bach überquerend. Auf der rechten Seite des Baches geht es ebenso über Steine und durch Buschwerk halb im Bachbett weiter, bevor der Pfad ansteigend an Höhe im Hang gewinnt. Gleichmässig steil zieht sich der Pfad durch das Tal. Mit der zunehmenden Höhe wird die Aussicht in den beeindruckenden Barranco, der ab Pastrana Bar. de Benchijigua heisst zu. Das Panorama mit dem grossen Wasserfall am Staubecken unterhalb Benchijigua bleibt beeindruckend. Es geht durch Buschwerk aufwärts bis wir unterhalb einer steilen Böschung, die über und über mit Opuntien bewachsen ist, einen Bachlauf erreichen. Frischmachen ist angesagt. Mitten durch fruchbestandene Opuntien führt der Pfad weiter hinauf, quert unterhalb der ersten Häuser von Benchijigua eine Wiese mit grösseren Bäumen unter denen wir endlich die Strasse erreichen. Wir nehmen den bezeichneten Wanderweg vorbei an einer Kapelle. Weiter und weiter zieht sich der Weg und irgendwie vermisse ich die bisherigen Markierungen. Vorerst suchen wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Bald darauf an einer Kehre liegen seltsame U-förmige Profile von etwa einmal ein Meter Ausmass aufgereiht. Von hier aus breites sich der Talkessel weit aus bis hinunter nach Benchijigua. In östlicher Richtung verschwindet der Gipfel des Roque de Agando in den Wolken. Wenige Meter über uns verläuft die alte Betonwasserleitung quer zum Berghang. Links sieht man in einiger Entfernung ein paar weiss getünchte Häuser – Casa de los Casteanos, wie ich nach der Karte vermute. Der Platz ist günstig, da zwischen den Eisenrofilen und dem eigentlichen Weg ein gut zwei bis drei Meter breiter Wiesenstreifen liegt. Da der Wind inzwischen recht kräftig bläst nutzen wir gern den sich bietenden Windschatten, breiten die Kochutensilien aus und fangen erst einmal an für unser Wohlsein zu sorgen. Hangaufwärts breiten sich eine Vielzahl an Agaven aus, deren hölzerne, mehrere Meter hohe Stengel in den Himmel ragen. Bald darauf köchelt die Pasta und wir lassen uns wenig später schmecken. Satt und zufrieden ruhen wir uns noch etwas aus, lesen ein wenig und geniessen die atemberaubend schöne Landschaft in diesem Talkessel. Fast schon märchenhaft wirkt die Verteilung von verwucherten Berghängen, Wiesenflanken und vereinzelt stehenden Palmen. Weiter oben formieren sich grössere Bestände an Nadelbäumen. Auf dem Weg sucht sich ein schmales Rinnsal klaren Wassers seinen Weg ins Tal. Saftiggrün sticht das Gras auf dem wir uns niedergelassen haben gegen das Rostrot der Stahlprofile ab. Wir bauen das Zelt auf. Langsam sinkt die Sonne hinter der Bergkette über uns und es wird schnell empfindlich kühl hier oben. Wir verziehen uns bald ins Zelt und klappern mehr oder weniger in unseren dünnen Schlafsäcken durch die Nacht. Mit derartig niedrigen Temperaturen hatten wir eigentlich nicht gerechnet, aber immerhin sind wir bestimmt auf etwa acht- oder neunhundert Meter und die Sterne am Nachthimmel funkeln kalt und klar. Mit viel Sonne weckt uns dieser Freitagmorgen, schnell wird es wärmer und so stehen wir gegen neun auf, Frühstücken unter anderem unsere letzten Orangen und packen wieder zusammen. Noch zieht sich der breite Fahrweg weiter hinauf und wir passieren bald darauf die Häuser, die aber rechts des Weges und nicht links, wie auf der Karte verzeichnet, liegen, was ich schon etwas seltsam finde. Irgendwas stimmt nicht. Wir steigen weiter bergan, sehen die Abbruchkanten schon nah vor uns, als der Weg plötzlich abrupt endet. Eine Wasserleitung aus etwa zehn-, fünfzehn Zentimeter dicken Metallrohren quert den inzwischen nur noch schmalen Pfad. Entlang der Leitung steigt der Pfad links hinauf und wir folgen ihm durch einen Nadelbaumhain. Oberhalb wird es immer steiler und wir quälen uns auf einer überwucherten schmalen Terrasse weiter. Doch schon nach vielleicht vierzig Metern endet der Pfad an einer Steilwand, an der von oben ein kleiner Wasserfall die vielleicht hundert Meter hohe Steilwand hinab fällt. Hier im feuchten kühlen Halbdunkel beginnt die Leitung in einem Betonbecken, dass vom Wasserfall gespeist wird. Wir müssen wieder runter, zurück über die schmalen heiklen Stellen. Nirgendwo ein Abzweig zu sehen. Wir studieren nochmal die Karte und sind uns einig, dass wir anscheinend im falschen Tal gelandet sind. Nach etwa einer weiteren Viertelstunde gelangen wir an der alten Betonwasserleitung an und steigen hinauf. Ab und an müssen wir eingefallenen, durch Felsbrocken zerstörten Betonplatten ausweichen oder auch Kakteen, die über die Leitung wuchern. Noch geht es gut voran. Nach etwa einem Kilometer erreichen wir in einem Taleinschnitt einen querenden Bach, davor müssen wir uns mühsam durch eine Strauchgruppe kämpfen, die die Leitung überwachsen hat und den Weg versperrt. Eine Betoneinfassung leitet den Bach darüber hinweg und wir durchqueren das wenige Zentimeter tiefe Wasser. Auf der jenseitigen Seite bilden plötzlich nach wenigen Metern nicht mehr plane, sondern gewölbte und zudem dicht bewachsene Betonteile die Wasserleitung. Hangseits kämpfen wir uns durch das Gebüsch und sind bald total zerkratzt. Wir erreichen wieder flache Deckplatten und sehen zu unserem Ärger in einiger Entfernung breite Opuntiensträucher – da wäre nur mit einer Machete ein Durchkommen. Wir kehren um und müssen wieder bis Benchijigua hinab, sehen jedoch immer noch keine weitere Markierung und stehen wieder neben dem Backofen am Wegesanfang. Also auf ein Neues! Wieder den Pfad zurück und siehe da, unscheinbar, kaum zu sehen, finden wir jetzt auf der rechten Pfadseite eine der gelb-weissen Markierungen. Und hier macht der Pfad, keine zehn Meter bevor er den breiten Fahrweg erreicht, den wir gestern hinauf gestiefelt sind, eine fast Hundertachtziggradkehre. Endlich auf dem richtigen Pfad queren wir den Hang in Richtung des stolz über dem Tal aufragenden Roque de Argando den Berghang oberhalb Benchijigua. Mehr oder weniger breite Rinnsale queren den Pfad. Es ist trotz der Höhe heiss und da es bereits Mittag vorbei hat, lassen wir uns im Schatten einiger Palmen nieder. Ich schöpfe mühsam etwas Wasser mit den Trinkflaschen, da ich nicht weiss, was uns wirklich noch erwartet. Bald darauf schreiten wir weiter voran, queren bald die bekannte Betonwasserleitung, dann einen weiteren Bachlauf und hier beginnt auch der steile Pfad durch’s Dickicht unterhalb des steilen Zackens des Roque de Agando. Ein mühsamer Aufstieg. Ziemlich feucht und rutschig geht es bergan. Bald darauf erreichen wir die feuchten Passatwolken. Es nieselt fein und ein dunkles Grün hüllt uns ein. Doch wir hören schon über uns Fahrzeuggeräusche und erahnen die nahe Strasse, was uns zusätzlichen Antrieb verleit. Aber inzwischen schreitet auch die Zeit voran und wir benötigen noch eine Übernachtung für heute. Doch es dauert nicht mehr lange und wir erreichen gegen 16 Uhr die Zentralstrasse am Denkmal für die Opfer des grossen Brandes von 1984. Kurze Verschnaufpause, bevor wir mit neuer Kraft der Strasse zum Abzweig nach Hermigua folgen. Nieselregen und Grau umhüllt uns. Busse und Autos fahren an uns vorbei. Ein Parkplatz kommt in Sicht, auf dem ein Bus hält. Doch die Sicht von hier oben ist gleich Null – muss aber an Tagen mit guter Sicht überwältigend sein und bis zum fernen Meer reichen. Wir erreichen den Abzweig und versuchen kurz dahinter zu trampen, da wir unbedingt zum Wasserstollen nach El Cedro wollen. Nachdem schon zwei oder drei Autos vorbeigefahren sind, hält plötzlich ein Kleinwagen. Wir stürzen drauf zu und stellen erstaunt fest, dass es das Pärchen ist, welches wir an der Furt des Baches im Barranco de Benchijigua bereits getroffen hatten. Sie hatten uns erkannt und wir waren überaus erfreut, dass wir soviel Glück hatten. Die Strasse zieht sich, soweit hätte ich es laut Karte gar nicht eingeschätzt. Wir fahren bestimmt gut eine Viertelstunde über eine extrem kurvige und steil abfallende Strasse. Doch dann endlich erreichen wir die Stelle, an der der Pfad zum Wasserstollen beginnt und bitten uns abzusetzen. Keine fünf Minuten später stehen wir am Mundloch des Stollens und sind ehrlich überrascht, denn der macht seinem Namen alle Ehre und ist ein echter Wasserstollen, denn etwa dreissig Zentimeter hoch strudelt uns das Wasser entgegen und zu Tale. Das hat keinen Zweck. Wir diskutieren hin und her, kehren letztendlich dann doch um und nehmen den Alternativweg über den Bergkamm. Bald darauf erreichen wir die Zufahrtsstrasse, der wir weiter abwärts folgen. Gegen 17 Uhr erreichen wir Casa Prudensio, die immer noch geschlossen ist. Die befestigte Strasse geht in eine Schotterpiste über, durchquert die Talsohle und wieder etwas ansteigend nähern wir uns La Vista. Mir reicht es für heute wirklich und ich bin froh, als wir über den staubigen Parkplatz endlich vorm Eingang der kleinen Bar stehen. Terassiert fällt das Gelände ab. Noch immer ziehen tiefe graue Wolken über uns und es scheint als würde alles vor Nässe triefen. Wir betreten den Gastraum, in dem schwere rustikale Tische und Bänke stehen. Rechts, gleich hinter der Tür ein gemauerter Kamin im kleineren Teil des L-förmigen Raumes. In der Verlängerung der langen Raumseite schliesst sich ein kleinerer Raum mit einem Tresen an, in dem noch ein weiterer Tisch steht. Rechts schliesst sich daran eine kleine Küche. In diesem Raum zieren zahlreiche Plakate mit Pflanz- und Tierabbildungen die Wände. Wir lassen uns an einem der Tische im Gastraum nieder. Die gomerische Inhaberin, eine ansehnliche Frau mittleren Alters, wirkt sehr verschlossen und zurückhaltend. Wir bestellen erst einmal etwas zu Essen. Das Ziegengulasch oder was man dafür hält, ist überaus wohlschmeckend, wenn auch wegen der enthaltenen Knochen gewöhnungsbedürftig. Das gut gekühlte Bier schmeckt ausgezeichnet und wir sind rundum zufrieden. Nur als ich nach einem Zimmer frage, lehnt die Wirtin rigoros ab. Nur unserem Wunsch nach Campen kommt sie entgegen und weißt uns dann sogar darauf hin, dass man das Zelt unter einem der freitragenden Dächer aufstellen könnte, wo man vor Regen geschützt wäre. Doch 2 € pro Person gehen letztendlich völlig in Ordnung.
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Durch den Lorbeerwald bis ins Valle Gran Rey |
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Der halbe Urlaub ist rum und das Wochenende liegt vor uns. Um neun gibt es Frühstück und von der Eingangstür zur Bar aus hat man einen tollen Blick hinüber nach La Palma, über dessen Steilküste sich Wolkenbänke wälzen. Im diesigen Morgen schwimmt die Inselspitze einsam im Meer und ein stilles Licht lockt zum Fotografieren. Zu meinem Entsetzen ist plötzlich die Spiegelreflex tot. Keine Ersatzbatterien dabei, weil ich davon ausging, dass meine noch ok sind – ein fataler Irrtum, wie sich noch herausstellen sollte. Uwe macht ein Bild und wir nehmen erstmal das Frühstück, während es langsam zuzieht. Immerhin ist unsere Wirtin heute echt nett, lächelt und wir gönnen uns reichlich frischen O-Saft, Kaffee und frisch gebackenes duftendes Baguette, dass mit Chorizo, Käse und anderen Leckereien belegt ist. Plakate mit Zeichnungen von heimischen Tieren und Pflanzen zieren die Wände und schräg vor uns an der Wand summt leise eine Kühlzelle mit Bier und alkoholfreien Getränken vor sich hin. Wir zahlen und schultern wieder unsere Rucksäcke. Erst einmal müssen wir wieder auf der Dorfstrasse zurück bis zum Wegweiser am Abzweig zur Eta. de Nuestra Senora de Lourdes, dort verlassen wir auf schmalen Pfad das Dorf. Dämmerlicht – überall trieft es vor Nässe. In dicken Fetzen hängen Moose von den Zweigen herab, überall Moder und nachwachsendes Grün, dichtes Gestrüpp – undurchdringlich und das dichte Laub der Bäume lässt nur wenig Licht bis zum Boden dringen. In leichtem auf und ab erreicht der Pfad einen lichten Platz, wo die, von einer Britin gestiftete, Kapelle steht. Es ist diesig und regnet leicht. Neben dem befestigten Vorplatz stehen linker Hand einige überdachte Tische und Bänke zum Rasten bereit und aus (!) einem nahe stehenden Baum sprudelt mit einem klaren Strahl frisches Wasser. Wir nehmen einige Schlucke und nach dem Fototermin vor der Kapelle geht es weiter. Ab dem Kirchlein verläuft der Pfad jetzt fast ständig mehr oder weniger leicht ansteigend. Nach etwa dreihundert Metern treffen wir an einer Kreuzung auf eine kleine Wandergruppe. Bald darauf teilt sich der Pfad – man kann rechts oder links gehen, da beide Wege sich wenig später wieder vereinen. Wir nehmen den linken, der etwas schöner sein soll und entlang eines Bachtales verläuft, den man auch überqueren muss, was aber ohne Probleme gelingt. Teilweise über Treppen, die mit Rundhölzern befestigt sind, geht es teilweise recht steil und anstrengend aufwärts. Als wir weiter aufsteigen werden die Bäume niedriger, teilweise nur noch Strauchhöhe und geben den Blick auf Teile des Plateaus frei, was aber wegen des Sprühregens, der immer noch aus den uns fast einhüllenden Passatwolken fällt, nicht viel hergibt. Dann geht es wieder ein Stück leicht bergab, um bald darauf wieder ansteigend irgendwann die Zentralstrasse zu erreichen. Langsam treten wir aus dem Halbdunkel des Lorbeerwaldes, verlassen das feucht wabernd diffuse Etwas und betreten gegen 13 Uhr einen Parkplatz neben der Zentralstrasse. Kaum etwas weiter entferntes zu sehen, von den umliegenden Gipfeln ganz zu schweigen – alles versinkt in dem triefenden Grau der Passatwolken, die ihr Nass mit feinem Sprühregen auf uns entladen. Vor uns irgendwo der Alto de Garajonay, dessen Gipfel nicht einmal zu erahnen ist. Ich hole die Karte aus dem Rucksack und wir beratschlagen kurz wie es weiter gehen könnte, schauen auch noch einmal auf die Tafel am Parkplatz und stiefeln dann die Strasse in Richtung Vallehermoso entlang. Nach etwa 500 Metern zweigt nach links eine breite Piste (17) nach Casa de Forestal ab. Oberhalb von Casa de Forestal folgen wir dem Pfad (15) nach Los Manantiales und weiter nach Chipude. Plötzlich kommt die Sonne heraus und es wird schlagartig brütend heiss. Auf staubigem Pfad wandern wir durch den terassierten Barranco an dessen Ende das Meer azurblau schimmert. Am Ortseingang endet der Pfad auf einer schmales Asphaltstrasse an derem Anfang eine steinerne Tafel steht an der wir scharf links abbiegen und der Strasse vorbei an einigen Garagen oberhalb des Dorfes folgen. Zur Talsohle des Barrancos hin führt die Strasse, die in dessen Mitte einen sprudelnden Bach quert. Ein paar streunende Hunde begleiten uns wild kläffend, die wir nur mit Mühe abschütteln. Kurz vor der Brücke biegt ein schmaler Pfad am rechten Ufer des Baches dem Lauf folgend ab, dem wir unterhalb einiger Häuser folgen. Wir queren den Bach um langsam wieder bergan zu steigen. Bald darauf erreichen wir entlang einiger dürrer Felder Chipude, ein netter kleiner Ort auf der Hochebene nordwestlich des Fortalezza Tafelberges. Am sonnenüberfluteten Platz inmitten des Dorfes liegen einige kleine Gasthäuser oder Bar’s an. Vor der Bar „Sonja“ suchen wir im Schatten des Hauses etwas Ruhe, um uns über den Weiterweg zu orientieren. Doch der Hunger überwiegt und wir beschliessen erst einmal einzukehren. Links der Tür der Tresen, wir lassen uns an einem Tisch in der Nähe der Tür zum Hoteleingang nieder. Die nette junge und sehr hübsche Tochter des Hauses bedient und Uwe nimmt wieder „Carne de Cabra“ (Ziegenfleisch) – ich diesmal „Carne de Conjecha“ (Kaninchen), wobei es sich in der Zubereitung kaum unterscheidet, dass Fleisch wird kurzerhand klein in mündliche Stücke klein gehackt und kommt sehr lecker gewürzt auf den Tisch. Dazu zieht der Duft der kanarischen Kartoffeln in die Nase und auch das gereichte, frisch gebackenen, Weissbrot mit rotem Mojo mit Ziegenfrischkäse lässt keine Wünsche offen. Natürlich besonders angenehm kommt das kühle Bier. Da es noch früh am Tage ist, gehen wir weiter in Richtung Gerian, was weniger spannend ist, aber trotzdem traumhafte Ausblicke ins Bar. Argaga, das Valle Gran Rey und das Meer bietet. Auf der von Chipude kommende Strasse nach Gerian treffen wir nach einigen hundert Metern auf die über dem Bar. de Argaga thronende Kapelle Eta. de Nuestra Senora de Guadalupe. Nach kurzem Rundblick steigen wir zügig neben der Kapelle den Pfad hinunter. Unten strudelt ein kräftiger Bach durch tiefe Tumpen, die zum Baden verlocken. Noch scheint die Sonne hier unten, doch schon kündigen länger werdende Schatten die nahende Nacht an. Zu unserem Glück finden wir gleich nach der Bachquerung neben dem Pfad eine kleine Grasnarbe auf einer Terasse direkt am aufsteigenden Pfad. Wir bauen das Zelt auf. Während ich den Kocher anwerfe, holt Uwe Wasser aus dem. Es dauert auch nicht lange bis ein kleines Feuer flackert und wir gehen zum gemütlichen Teil des Abends über. Schon gegen halb acht ist es heute stockfinster und ein schier unwirklicher Sternenhimmel überspannt den Himmelsausschnitt zwischen den steilen Schluchtwänden. Unwirklich fast und intensiv funkeln die Sterne des Orion. Am Sonntagmorgen bin ich, wie meist, schon wieder zeitig wach, lese noch etwas bevor wir gegen neun frühstücken. Viel an Vorräten ist nicht mehr übrig und so begnügen wir uns mit Müsliriegeln und Tee. Nachdem wir wieder alles verpackt haben, folgen wir dem langsam ansteigenden Pfad unterhalb des Harinero, steigen dann steiler hinauf zur Scharte Deg. del Cerrillal. Dort angekommen treffen wir auf ein österreichisches (?) Pärchen, das grad einen Blick in ihren Wanderführer wirft. Nach kurzem Hallo und einem genüsslichen Blick in die grandiose Weite des Valle Gran Rey, steigen wir wieder einige Meter auf demselben Pfad hinab, den wir eben gekommen sind, um an einem unscheinbarem Abzweig, der nur durch eine hellere kalkige Felsenfarbe und ein kleines Steinmannl auffällt, abzubiegen und in der Talwand weiter bis in die zweite, rechte Scharte aufzusteigen, die zum „Roten Schichtband“ führt, das in der jenseitigen, zum VGR hin gerichteten Wand verläuft. Wenige Meter nur müssen wir hinab zum Pfad auf dem Schichtband steigen. Diesem folgend geht es fast horizontal, weit oberhalb des Talgrundes durch die steilen Westabstürze. An einigen Stellen wird der Pfad so schmal, das man schon ein flaues Gefühl in der Magengegend bekommen kann, zumal, wenn man relativ schwer bepackt ist. Bei Regen oder Gewitter möchte ich hier oben jedenfalls auch nicht unbedingt herumturnen. Nicht verpassen sollte man jedenfalls den richtigen Abstieg ins Tal, sonst landet man irgendwo in der Wand in unzugänglichem Gelände. Im steilen Abstiegsteil muss man sich teilweise durch ein, von einem Felssturz verblocktes Gelände, quälen. Kurz vor erreichen des Ortes geht das unwegsame Gelände in einen mit Feldsteinen „gepflasterten“ Weg auf dem wir bald darauf die asphaltierte Strasse im Ort erreichen. Einige hundert Meter weiter treffen wir in einer Kurve auf die kleine Bar Bodega. Da uns ohnehin der Magen knurrt, kehren wir ein, bevor wir uns auf den Weiterweg durch das Tal in Richtung Küste machen. Da wir zwei, drei Tage im Tal bleiben wollen, haben wir uns entschlossen, ein Zimmer zu nehmen.
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Im Valle Gran Rey
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Hilfreich kann hier unter Umständen das, an der Strandpromenade gelegene, Fotogeschäft „El Fotografo“ sein. Im Wanderführer findet sich ein Hinweis auf das unweit gelegene Casa Rudolfo und wir versuchen unser Glück. Als der Inhaber eintrifft stellt sich heraus, dass nur noch ein Zimmer frei ist, dass allerdings alles andere als einen Seeblick zu bieten hat. Uns ist es ziemlich egal, da wir nicht vorhabe unsere Zeit darin zu verbringen, schliesslich lockt das Tal, das Hafenviertel Vueltas und die Gegend drum herum. Wir mieten uns ein, verstauen das Gepäck und begeben uns auf „Entdeckungstour“ in La Playa. Der Supermarkt um die Ecke hat sogar Sonntags offen. Gegen Abend gehen wir ins Las Jornadas (Casa Maria) hinüber und setzen uns an einen Tisch mit Meerblick, um bei einem Cuba Libre auf den Sonnenuntergang zu warten. Langsam füllt sich der Strand mit Schaulustigen und einige Trommler finden sich ein, die der Nacht entgegentrommeln. Noch ehe es dunkel wird, laufen wir die zwei, drei Kilometer nach La Vueltas, dem Hafenviertel hinüber, wo es unzählige Bars, Restaurants und Kneipen für jeden Geschmack und Geldbeutel gibt. In einer schmalen Seitengasse eine wunderschöne, gerammelt volle, kleine Bar – das El Pescador – berühmt unter anderem für ihre ausgezeichneten gomerischen Grillhänchen. Nur noch an einem Tisch sind ein paar Plätze frei und ich frage das dort sitzende ältere Paar, ob wir uns dazusetzen dürfen. Wir dürfen und gönnen uns erstmal ein frisches Bier. Während sich Uwe eins der Hähnchen schmecken lässt, gönne ich mir eine ausgezeichnete Pfanne von Scampi in Tomatensosse. Das Essen ist einfach hervorragend. Doch auch die schnelle, unkomplizierte und immer freundliche Bedienung sollte man erwähnen, die den Aufenthalt hier äusserst angenehm gestaltet. Wir unterhalten uns mit dem, wie sich herausstellt, dänischen Ehepaar die halbe Nacht und brechen erst gegen Mitternacht auf. Montagmorgen bin ich, trotz der ausgedehnten Nacht, bereits wieder gegen neun auf. Uwe braucht etwas länger, woraus sich für die Badbenutzung Vorteile ergeben, da es kein Gedränge in dem kleinen Verschlag gibt. Frühstück nehmen wir gegen zehn im Cafe unten und danach decken wir uns erst einmal mit Karten ein, um der „Informationspflicht“ der Daheimgebliebenen nachzukommen. Ausserdem muss ich mir Batterien für meine Canon besorgen, was im El Fotografo ohne Probleme möglich und sogar relativ preisgünstig ist. Immerhin lag es wirklich an den leeren Batterien, was mich etwas darüber hinweg tröstet, dass mir doch einige Dias fehlen werden. Sonne satt verspricht der Tag und wir sehen uns etwas im unweit gelegenen Örtchen La Calera um, der sich mit engen Gassen bezaubernd an den Hang unterhalb des El Vallilo schmiegt. Durch teils schattige, teils sonnendurchflutete Gassen erreichen wir den Steilhang über dem Ort und wandern auf einem schmalen Pfad soweit es irgend geht, bevor sich dieser im steilen felsigen Schrofengelände verliert. Von hier aus können wir weit hinaus auf den Atlantik hinaus blicken und die Häuser von La Playa sehen wie auf eine Modellbahnplatte gesetzt aus. An der Playa del Ingles, nordwestlich von La Playa, brechen sich die weiss gischtenden Wellen der Brandung. Wir kehren um. Später laufen wir zum Playa del Ingles, um uns dort umzusehen. Der Wind türmt hohe Wellen auf, die sich mit Macht an den verstreuten Felsblöcken brechen. Langsam wird es wieder Abend und unterhalb Casa Maria versammeln sich erneut die Trommler. Diesmal gibt es, neben den im ewig gleichen Rhythmus klingenden Trommeln, eine Feuertänzerin, deren brennende Bänder und Fackeln zauberhafte, glühende Bilder in die aufkommende Nacht malen. Irgendwann später wechseln wir wieder nach La Vueltas ins El Pescador. Am selben Tisch wie gestern, La Palma, denn jeder trägt hier den Namen einer kanarischen Insel, sitzt wieder das dänische Ehepaar. Wir begrüssen uns mit grossem Hallo, erfreut über die erneute zufällige Begegnung und auch die Wirtin findet es wohl recht witzig und begrüsst uns wie alte Bekannte. Diesmal gibt es für mich statt der scharfen Scampies gegrillte und Uwe gönnt sich einen leckeren Fischtopf. Gegen halb elf brechen wir auf. Unterwegs hören wir plötzlich in La Puntilla Musik, queren auf die andere Strassenseite und rücken ins Zumoria del Sun ein. Tom, der Wirt, spielt selbst Geige, Flöte, Gitarre und singt natürlich auch, hat einige Gleichgesinnte versammelt und bietet irischen, schottischen und deutschen Folk. Wieder haben wir am nächsten Morgen hervorragendes Wetter. Nach dem Frühstück wandern wir nach Vueltas und hinterm Hafen weiter zum Playa de Argaga, um von dort die Schlucht hinaufzusteigen. Ein Ausflug, der sich allein wegen der bizarren Felsen und der zahlreichen Wasserfälle im Barranco lohnt. Irgendwo endet der Pfad unterhalb einer Steilwand von der sich der Bach einige Meter in die Tiefe stürzt. Da habe ich wohl irgendwo etwas übersehen – hier geht es jedenfalls definitiv nicht weiter! Oberhalb in der Wand irrt ebenfalls jemand umher, der anscheinend auch den richtigen Aufstieg nach Gerian sucht. Thilo aus Freiburg schliesst sich uns an und wir gehen ein Stück zurück, finden endlich den richtigen Weg und es geht steil in der Wand richtig zur Sache. Doch wir werden mit wundervoller Aussicht in den Barranco belohnt. Irgendwann sind wir endlich oben und steigen vorbei, an der uns schon bekannten Kapelle Eta. de Nuestra Senora de Guadalupe, hinab ins Barranco de Argaga. An unserer Übernachtungsstelle von vor zwei Tagen nimmt Uwe noch ein Bad im Tumpen und dann geht es wieder hinauf in die Scharte. Diesmal nehmen wir jedoch nicht den Weg über das Rote Schichtband, sondern steigen auf dem Kirchweg hinab ins VGR. Inzwischen schon später Nachmittag, lassen wir uns bei Kaffee und Cuba Libre an der Strandpromenade nieder. Am Abend wechseln wir an den Strand unterhalb Casa Maria, doch spielt sich diesmal das „Spektakel“ auf dem Vorplatz an der kleinen, unweit gelegenen, Kapelle ab. Wieder ertönen die Trommeln und die Feuertänzerin verzaubert die Anwesenden. Wie die Tage davor suchen wir wieder das El Pescador auf, doch diesmal sind unsere dänischen Bekannten nicht da, zudem ist es gerammelt voll und kein Platz mehr frei. Die Wirtin rangiert uns an den voll gestapelten Tresen, verpasst uns erstmal ein Bier und so warten wir, dass etwas frei wird. Endlich wird Platz und diesmal gönne ich mir Pollo Asado, das gomerische Grillhähnchen. Wenig später gesellen sich zu uns zwei Münchner an den Tisch und auch Sebastian aus Köln. Es wird eine lustige Runde, bevor wir gegen elf wieder den Rückweg antreten. Nach einem kurzen Abstecher in den Cactus kehren wir in La Puntilla noch in eine kleine Bar in der Seitengasse hinter dem Zumoria del Sun ein, wo drei ältere Herren spanische und kubanische Gitarrenklänge zum Besten geben. Erst deutlich nach Mitternacht sind wir wieder zurück im Zimmer.
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Durch den Inselnorden
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Mittwochmorgen, unser letzter Morgen im VGR, wir packen nach dem Frühstück unsere Rucksäcke, der Bus soll gegen 14 Uhr ab Casa Maria fahren. So richtig genau weiss man das aber auch nicht. Doch es ist noch ziemlich lang hin und wir entschliessen uns ein Taxi zu nehmen. Fünfunddreissig Kilometer sind es bis Vallehermoso, fünfunddreissig Euro kostet das Taxi – ein Euro je Kilometer - Standardsatz hier auf Gomera. Die Strasse führt uns über Aurure aus dem VGR. Tiefe, wacholderbewachsene Barrancos kennzeichnen den allgemein grüner wirkenden Westen der Insel durch den sich die kurvenreiche Strasse windet. Immer wieder gewinnen wir neue Einblicke in die grandiose Landschaft. Gegen zwölf erreichen wir den Marktplatz in Vallehermoso, bezahlen das Taxi und sehen uns etwas um, bevor wir in Richtung Küste marschieren. Unser Ziel ist das Castillo del Mare, das man für 2 € / Person besichtigen kann und wo vor allem am Wochenende immer wieder interessante Veranstaltungen stattfinden, die durch Thomas K. Müller, der auch die fast Ruine des Castillo wieder aufgebaut hat, organisiert werden. Das Castillo, welches auch zwischenzeitlich als Bananenverladestation genutzt wurde, bietet unter anderem auch in der Ausstellung historische Einblicke in die Geschichte Gomeras. Wir nehmen noch einen Kaffee und Rotwein, bevor wir uns gegen vierzehn Uhr wieder in Richtung des Städchens bewegen. Eigentlich ja auch nur, weil wir irgendwie gelesen haben, dass gegen 14.30 Uhr ein Bus nach San Sebastian fahren soll. Vorbei am Botanischen Garten eilen wir die Strasse oberhalb des Talgrundes herauf. Wenig später kommen wir an dem kleinen Laden vorbei, wo wir auf dem Hinweg noch zwei Flaschen Wasser gekauft hatten. Als wir dann endlich den kleinen Busbahnhof erreichen, steht zu unserer Freude der Bus noch da, mit dessen Fahrer wir uns unterhalten hatten, als wir hier auf dem Weg zum Castillo vorbei kamen. Doch es passiert nichts und dann stellt sich heraus, dass der Bus doch schon um 14 Uhr gefahren ist und der nächste erst gegen 16.30 Uhr abfährt. Wir beschliessen erst einmal Essen zu gehen. Die Strasse vom Meer herauf endet irgendwo am Markt, doch wir drehen noch eine kleine Runde, bevor wir uns dort im Amayo niederlassen um Mittag zu essen. Gestärkt brechen wir zum Busbahnhof auf. Der grosse Reise- oder Linienbus steht immer noch dort und wir warten darauf, dass es losgeht. Nichts passiert. Ein Pärchen sitzt auf einer Bank, läuft auch unschlüssig hin und her, als warte es ebenfalls auf den Bus nach San Sebastian. Plötzlich fährt ein kleiner blauer Mercedesbus der Sprinterklasse vor, einige Leute steigen aus, ein paar eben herbeigekommene ein. Wir beobachten die Szenerie von Ferne. Das Pärchen steuert auf den Bus zu, diskutiert mit dem Fahrer und steigt ein. Wir steuern auch drauf zu. Wie sich herausstellt zu unserem Glück, denn es schein der „Linienbus“ zu sein, auf den wir warten. Wir löhnen 4 € pro Nase und machen es uns bequem. Es geht immer an der Nordküste entlang. Atemberaubende Tiefblicke bieten sich auf den steil abfallenden Küstenabschnitten und auf die urwüchsige Landschaft. Kurvenreich windet sich die Carreta del Norte vorbei an Aculo, der Stadt auf den zwei Hügeln, deren meerzugewandtes Panorama beeindruckt. Hrmigua kommt in Sicht und unser Gefährt windet sich durch den Ort. Immer weiter hinauf in Richtung Zentralmassiv schlängelt sich die Strasse, um bei El Rejo nach San Sebastian abzubiegen. Das Busdepot befindet sich unweit der Tankstelle, wo wir am Anfang der Tour Benzin besorgt hatten, also nicht wirklich weit weg vom Strand. Auf dem Weg zum Strand passieren wir den Park mit dem historisch interessanten, aus dem 15. Jh. stammenden Wehrturm „Torre del Conde“, den die spanischen Konquistadoren errichteten und der das älteste Bauwerk der Insel ist. Wir laufen Richtung Hafen, besorgen uns noch eine Flasche Wein für den Abend und schlendern in der aufkommenden Dämmerung entlang der Strandpromenade dem westlichen Uferfelsen entgegen, wo wir uns diesmal am Wandfuss eine mehr oder weniger komfortable Übernachtungsmöglichkeit suchen. Der Donnerstag lässt uns das Ende der Reise erahnen. Doch ersteinmal gibt es ein kurzes Frühstück und wir beschliessen den Kaffee irgendwo in einer die vielen Bars in Hafennähe zu nehmen. Unsere Wahl fällt auf das Planet@fun an der Plaza de Americanos, wo man ein schattiges Plätzchen findet und angenehm relaxen kann. O’Saft und Kaffee verschönern den heutigen Morgen unter den Palmen ungemein, bevor wir die Einkaufsstrasse entlangschlendern. Vorbei an Linsen-Heins Kneipe (empfohlene Restauration vom Valley-Boten), die jedoch geschlossen hat, so dass wir dem Kult nicht frönen können, kommen wir zurück zur Post, vorbei an der Kirche und besuchen unter anderem noch eine Gallerie. In der Nähe der Plaza de Americanos besuchen wir noch das Info-Zentrum, auch ein relativ altes Gebäude, mit einem schönen Innenhof, wo über Columbus und seine Beziehung zu Gomera informiert wird. Inzwischen meldet sich folgerichtig wieder unser Magen. Wir laufen zum Hafen, gehen durch den Felstunnel linker Hand zum Playa de Cuelva und kehren in das am Kai gelegene Restaurant El Charcon ein, von dessen vorderen Tischen man einen herrlichen Blick über die Bucht hat. Nachdem wir noch auf den Felsturm an der Kaispitze gestiegen sind, wo man einen schönen Blick auf Hafen, Strand und Stadt hat, wechseln wir an den diesseitigen Strand, um die Zeit bis zur Fährabfahrt rumzubringen, da wir uns inzwischen entschlossen haben, schon heute nach Teneriffa überzusetzen. Die Idee an sich ist, heute noch zum Flughafen auf Teneriffa zu fahren, sich einen Mietwagen zu nehmen und sich etwas ausserhalb einen Übernachtungsplatz zu suchen. Soweit - so gut. Pünktlich 17.15 Uhr fahren wir, diesmal mit dem Garanjoney-Express, der kleiner, etwas langsamer, aber dafür auch etwas preiswerter ist, zurück nach Los Christianos auf Teneriffa. Dann am Flughafen ein Tiefschlag – nichts mit Auto oder eben teuer. Bei den meisten Anbietern ist nicht mal mehr ein Fahrzeug frei, bei Europcar bietet man uns eine Opel Tigra Cabrio für 110 € / Tag an, was unser Budget aber inzwischen deutlich sprengt und nichts mit den eigentlich offerierten günstigen Preisen zu tun hat. Doch man klärt uns auf, dass ja Carneval. Bleibt nur noch sich erst einmal um einen Platz zum Übernachten zu kümmern. Wir queren den Parkplatz und laufen an der nahe gelegenen Tankstelle vorbei in Richtung der Kerosintanklager. Rechts daneben führt eine betonierte Wasserrinne in das hügelige Gelände und wir beschliessen kurzer Hand dieser zu folgen. Einige hundert Meter weiter klettern wir nicht ganz ohne Mühe heraus und finden unweit eine ebene mit niedrigen strauch artigen Pflanzen bewachsene Fläche, wo wir uns niederlassen und das Nachtlager vorbereiten.
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Abschied von Teneriffa
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Unser vorletzter Tag bricht an. Die nördlich gelegenen Hügel und Berggifel glühen in der Morgensonne auf, als wir uns beizeiten aus den Schlafsäcken schälen. Wir haben wenig Lust auf Diskussionen mit der spanischen Polizei, die es weniger toll finden könnte, dass hier wer in Flughafennähe campiert und laufen zurück zum Flughafen. Carneval like tanzen ein paar Animateurdamen durch das Gebäude und die Bedienung in den Flughafenrestaurants sidn kostümiert. Wir lassen uns in einem der SB-Restaurants nieder und frühstücken erstmal ausgiebig. Da wir kein Auto haben und den Tag nicht unbedingt auf dem Flughafen verbringen wollen, fahren wir 8.10 Uhr mit dem Bus in die Betten- und Tourihochburg Los Christianos, um die Zeit noch irgendwie „totzuschlagen“. Immerhin hat es auch seinen Vorteil, weil ich ja für die Kinder noch ein Mitbringsel organisieren will und das geht in den Einkaufsmeilen dort mit Sicherheit ganz gut. Wir vertreiben uns den Tag am Strand und den Einkaufsmeilen. Der Bus, der eigentlich laut Fahrplan 19.25 Uhr fahren soll, kommt wieder mal nicht, dafür fährt ungefähr zur selben Zeit eine Linie ohne zu halten vorbei. Doch dann, oh Wunder, kommt grad mal zehn Minuten später erneut ein Bus der Linie 487, der unter anderem ja zum Flughafen fährt. Warum und weshalb der jetzt auftaucht ist dann letztlich auch nicht mehr. Inzwischen schon dunkel erreichen wir relativ spät den Flughafen und suchen erst einmal einen Briefkasten. Dann geht es wieder Richtung Tank lager– das kennen wir ja schon. Wir folgen der Ausfallstrasse und balancieren dann teilweise auf der Begrenzungsmauer, ehe wir uns dann etwa einen Kilometer vom Flughafen entfernt, hinter einer Riesenreklame, in die Büsche schlagen, sofern man davon hier sprechen kann. In einer Senke findet sich aber ein halbwegs brauchbares Plätzchen, das nicht weit von unserem gestrigen Schlafplatz entfernt, aber sogar noch einen Tick besser ist. Wir breiten Plane und Schlafsäcke unter einem prächtig leuchtenden Sternhimmel aus und beobachten die an- und abfliegenden Jets. Oberhalb der Senke beleuchten die Lichter des Flughafens die Landschaft. Wir köpfen die mitgebrachte Flasche Rotwein und geniessen die Ruhe der warmen Nacht. Ab und an reden wir über dieses und jenes und legen uns spät unter dem hell leuchtenden Band der Milchstrasse zur Ruhe. Ein strahlender Sonnabendmorgen weckt mich. Rotgold strahlen wieder die ringsum liegenden Berge. Traumhafter Abschied von Teneriffa. Wir packen alles und laufen zum Flughafen, frühstücken gemütlich und geben dann unser Gepäck auf. Da wir noch einiges an Zeit haben, gönnen wir uns auf dem Vorplatz noch etwas Sonne, bis es zuzieht. Mit etwa zehn Minuten Verspätung hebt gegen elf unsere Maschine ab. Ein letzter Blick auf Flughafen und die Küste von Teneriffa. Der schneebedeckte Kegel des Teide grüsst von Ferne, wie auch die Silhouette von Gomera. Mit dem unendlich scheinenden Blau des Atlantiks im Blick gewinnt das Flugzeug an Höhe und winzig klein bleiben die Kanaren unter uns. Wir sind, auf dem Weg zurück….
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